Pressemitteilung

15.10.2024

„BVK im Dialog“ mit Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Franz Josef Radermacher: Energie, Klima, Zukunft – sind wir noch zu retten?

Franz Josef Radermacher bei seinem Vortrag bei "BVK im Dialog". Copyright: Fabian Vogl

Mit ihrer Veranstaltungsreihe „BVK im Dialog“ lädt die Bayerische Versorgungskammer seit 2002 jährlich ihre Gremienmitglieder sowie Vertreter aus Verbänden, Aufsicht, Verwaltung, Politik und Wirtschaft zum fachorientierten Meinungsaustausch ein. In der diesjährigen Veranstaltung am 14. Oktober 2024 konnte die BVK Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Franz Josef Radermacher als Keynote-Speaker gewinnen, der als einer der renommiertesten Experten für Globalisierungsgestaltung und nachhaltige Entwicklung gilt.

In seiner Begrüßung wies Axel Uttenreuther, Vorstandsvorsitzender der BVK, darauf hin, dass der Klimawandel und seine Auswirkungen eine der drängendsten Probleme unserer Zeit seien. Er betonte, dass sich die BVK auch in diesen herausfordernden Zeiten ihrer Verantwortung stelle, um die Gegenwart und die Zukunft aktiv und nachhaltig mitzugestalten. Als globaler Investor verfolge man daher in der Kapitalanlage eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Strategie. Die Integration von ESG-Faktoren in den Anlagestrategien sei daher keine Modeerscheinung – vielmehr sieht Uttenreuther darin eine Chance, die BVK weiter zukunftsfähig zu machen.

Franz Josef Radermacher machte in seinem Vortrag deutlich, dass mehr internationales Engagement und eine weltweite Zusammenarbeit dringend erforderlich seien. Er vertritt die Position, dass die globale Klimaproblematik nicht über den in Deutschland und der EU favorisierten Weg einer fast ausschließlichen Elektrifizierung des Energiesystems gelöst werden kann. Die steigende Belastung sowohl der deutschen Bevölkerung als auch der Staatskasse im Energie- und Klimabereich sei eine Folge der „All-Electric“-Philosophie. Diese sähe vor, dass Bürger und Industrie entweder direkt mit Strom versorgt werden sollen (z. B. Elektromobilität oder Wärmepumpen) oder indirekt über strombasierten Wasserstoff.

Die Klimakrise ist für Radermacher ein Welt-Problem, Emissionen in der EU würden global kaum eine Rolle spielen. Und für den armen Teil der Welt sei der Weg über eine fast ausschließliche Elektrifizierung keine Chance auf Entwicklung und Wohlstand, weil er nicht bezahlbar ist. Wenn die Regionen, die in den nächsten Jahrzehnten das Wachstum auf der Welt bestimmen – vor allem Indien und Afrika – mitgenommen werden sollen, dürfe man fossile Brennstoffe nicht ausschließen. Vielmehr fordert Radermacher Technologieoffenheit statt der „All-Electric“-Philosophie.

Denn fossile Energieträger würden kein Problem darstellen, solange das CO2 nicht in die Atmosphäre gelangt. Deshalb muss das CO2 abgefangen, abtransportiert und – falls es nicht industriell genutzt werden kann – unter der Erde verpresst werden. Fossile Energien, die Carbon Capture verwenden, müssten in der Taxonomie zügig als grün anerkannt werden. Internationale Finanzinstitutionen, wie die Weltbank und die Europäische Entwicklungsbank, müssten wieder in die Finanzierung entsprechender Projekte, z. B. in Afrika, einsteigen. Parallel dazu sollte sich Deutschland massiv für internationale Nature-based Solutions, unter anderem für einen konsequenten Regenwaldschutz und dessen Finanzierung engagieren. Dies wäre, so Radermacher, ein besonders wirkungsvoller Einsatz deutschen Geldes für den Klimaschutz und für die Transformation der Energiesysteme.

 

Über Franz Josef Radermacher:

Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Franz Josef Radermacher ist Leiter des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung und war bis 2018 Professor für Informatik an der Universität Ulm. Bekannt geworden ist er u. a. durch sein Eintreten für eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft und durch sein Engagement in der Global Marshall Plan Initiative, die sich seit 2003 für eine gerechtere Globalisierung für eine „Welt in Balance“ einsetzt. Er ist Ehrenpräsident des Senats der Wirtschaft und Mitglied im Club of Rome. Seit 2002 ist er auch aktiv im Council of Engineers for the Energy Transition (CEET) der Vereinten Nationen. Dieses Gremium arbeitet direkt dem UN-Generalsekretär zu.

 

Über die Bayerische Versorgungskammer:

Als größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe Deutschlands ist die Bayerische Versorgungskammer ein Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für berufsständische und kommunale Altersversorgung. Sie führt die Geschäfte von zwölf rechtlich selbständigen berufsständischen und kommunalen Altersversorgungseinrichtungen mit insgesamt rund 2,6 Mio. Versicherten sowie Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfängern, ca. 5,7 Mrd. € jährlichen Beitrags- und Umlageeinnahmen und rund 4,3 Mrd. € jährlichen Rentenzahlungen. Sie managt für alle Einrichtungen zusammen ein Kapitalanlagevolumen von derzeit rund 111,9 Mrd. € (Marktwert). Die Bayerische Versorgungskammer beschäftigt über 1.520 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist seit 2010 Unterzeichner der Charta der Vielfalt, seit 2011 Unterzeichner der UN-Prinzipien für verantwortungsvolles Investment (PRI) und seit Februar 2017 Unterzeichner des Memorandums für Frauen in Führung. Sie ist im März 2020 Mitglied bei der Global Real Estate Sustainability Benchmark (GRESB) geworden, im Mai 2021 der Net-Zero Asset Owner Alliance und im Oktober 2023 der ESG Data Convergence Initiative (EDCI) beigetreten.

 

 

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